Osteomyelitis, Osteomyelitis und Osteitis

Bei einer chronischen Osteomyelitis und Osteitis, der Entzündung eines Knochens, ist häufig eine mangelnde Blutversorgung des Knochens zu verzeichnen. Es sind, z.B. durch Operationen oder Verletzungen an diesem Knochen, häufig einfach nicht genügend Blutgefäße vorhanden. Die Effekte sind: Zu wenig Sauerstoff im Knochengewebe, mangelnde Nährstoffversorgung und mangelnde Keimabtötung durch die körpereigene Immunabwehr.
Selbst eine Antibiotikatherapie erreicht oftmals nicht mehr den Wirkort an der Entzündung und scheitert.

Knochenmarködemsyndrom (KMÖS, M. Ahlbäck u.a., aseptische Knochennekrosen)

Schmerzende Bewegungen in Fuß, Knie, Hüfte oder Schulter belasten sowohl im Privat- als auch Berufsleben. Sie verursachen Jahr für Jahr in Deutschland Krankenstände bis hin zur Arbeitsunfähigkeit bei tausenden Menschen. Oft stehen am Ende des Leidenswegs Operationen und Gelenkersatz. Dabei ließe sich dies häufig durch eine frühzeitige und umfassende Behandlung der Flüssigkeitsansammlung im Knochenmark (Ödem) und des beginnenden Absterbens von Knochensubstanz vermeiden.

Die Ursache für diese Erkrankungen, die als aseptische Knochennekrosen oder am Kniegelenk als Morbus Ahlbäck bezeichnet werden, ist meist unbekannt. Unklare, oft nur leichte Gelenkschmerzen führen dazu, dass nicht entzündungsbedingte Knochenveränderungen im Frühstadium zunächst unerkannt bleiben. Häufig wird erst bei der Kernspin- (MRT) -Untersuchung zunächst ein Knochenmarködem-Syndrom (KMÖS) festgestellt, eine vermehrte Wasseransammlung im Knochen. Neben den üblichen „konservativen“ Therapieansätzen wie Ruhigstellung, Entlastung der Gelenke, physikalische und medikamentöse Therapien kann dann der zusätzliche Einsatz der hyperbaren Sauerstofftherapie, kurz HBO, entscheidende Vorteile bringen, wenn es zu keiner ausreichenden Linderung der Beschwerden kommt.
Je weniger die Knochennekrose oder das KMÖS fortgeschritten ist, umso besser stehen die Chancen selbst für völlige Heilung des erkrankten Gelenkes. Wird nicht frühzeitig therapiert, kommt es zu irreparablen Schäden: Dem betroffenen Gelenk droht Arthrose bis zur völligen Zerstörung der Gelenkkontur und letztlich dem kompletten Gelenk der Ersatz durch Endoprothesen.

Sind vorhergehende Therapien erfolglos, sollte eine HBO-Therapie in Betracht gezogen werden.
Durch die HBO und den damit verbundenen Sauerstoffanstieg wird eine Neubildung der Blutgefäße und insbesondere eine Aktivierung der Knochenzellen erreicht, die den oben genannten Mechanismen dauerhaft entgegenwirken. Das betroffene Knochengewebe bekommt so die Chance, sich wieder zu regenerieren.
THERAPIEABLAUF

Für die Behandlung von Osteomyelitis, Osteitis und anderen Knochenerkrankungen mit hyperbarem Sauerstoff sind etwa 20 bis 40 Sitzungen erforderlich. Die Anzahl der Sitzungen richtet sich nach dem Therapieergebnis.

Zu beachten ist, daß die hyperbare Sauerstofftherapie begleitend, in der Regel ambulant, durchgeführt wird. Eine ggf. tägliche Wundpflege, eventuelle Verbandwechsel und eine zusätzliche Gabe von Antibiotika oder notwendige chirurgische Interventionen zur Entfernung von abgestorbenem Gewebe, bleiben in der Hand des überweisenden Arztes.

Stadieneinteilung bei Morbus Ahlbäck

Die Erkrankung wird in Stadien nach ARCO eingeteilt:

  • Im Stadium 1 zeigen sich nur in der MRT leichte Veränderungen im Sinne eines sog. Knochenmarködems.
  • Im Stadium 2 weist ein ausgeprägteres Bild in der MRT auf – mit Knochenmarksödem und Sklerosezonen und im Röntgenbild zeigen sich deutlich Verdichtungsbereiche.
  • Im Stadium 3 stellen sich Zeichen von Knochenauflösung und subchondrale Frakturen dar.
  • Im Stadium 4 sind deutliche Knorpel und Knochenveränderungen bei allen Untersuchungsmethoden erkennbar.

Wirkung der HBOT
Die HBOT ist eine Behandlungsform, bei der die Patienten unter erhöhtem Druck (hyperbar) medizinisch reinen Sauerstoff (engl. oxygen) einatmen (HBO = hyperbaric oxygenation). In einer hermetisch abgeschlossenen Kammer wird der Druck auf das 1,5- bis 3-fache des normalen Umgebungsdruckes erhöht.

Normalerweise wird der in der Luft enthaltene Sauerstoff an die roten Blutkörperchen gebunden und vom Blutstrom zu den Geweben transportiert. Der kranke oder verletzte Organismus kann diese Form der Sauerstoffversorgung nur eingeschränkt aufrechterhalten und der Sauerstoff kann das Gewebe nicht mehr ausreichend durchdringen.
Unter den Bedingungen der HBO-Therapie wird der Sauerstoff außer von den roten Blutkörperchen auch vom Blutplasma aufgenommen. Dadurch erhöht sich die Eindringtiefe des Sauerstoffs in das Gewebe um das bis zu 4-fache und das geschädigte und unter normalen Bedingungen unterversorgte Gewebe wird wieder mit genügend Sauerstoff versorgt.

In der Folge einer gestörten Durchblutung sind bei den aseptischen Knochennekrosen folgende therapeutische Effekte zu erwarten:

  • Ein bestehendes Knochenödem wird durch den gefäßverengenden Effekt vermindert. Neue Blutgefäße werden gebildet.
  • Bindegewebsbildende Zellen werden aktiviert und Bindegewebsfasern vermehrt gebildet.
  • Die Stimulation der Knochen ab- und aufbauenden Zellen führt zu einer Knochenregeneration.

Die individuelle Therapie
Zusammen mit Ihrem Arzt arbeitet der Druckkammer-Arzt ein auf Ihre Beschwerden abgestimmtes Behandlungsprogramm aus. Es entsteht ein „Hand-in-Hand-Arbeiten” von Ärzten und Patient. Der Patient achtet auf die Einhaltung der vom behandelnden Arzt empfohlenen Lebensweise und Medikation. Die HBO sichert die Therapie durch die Anreicherung von Sauerstoff im Gewebe.

Die Stadieneinteilung beeinflusst die jeweils notwendige Therapie.

  • Im Stadium 1 wird zunächst das betroffene Gelenk entlastet. Dies kann z. B. durch eine Schuhranderhöhung oder einen entsprechenden Gehapparat erfolgen. Engmaschige ärztliche Kontrollen sollten den Verlauf begleiten.
  • Im Stadium 2 reicht die Entlastung nicht mehr aus. Hier kann die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) in vielen Fällen erfolgreich eingesetzt werden. Die erhöhte Sauerstoffkonzentration im Gewebe führt zu einer Ödemverminderung und Gefäßneubildung. Knochenab- und aufbauende Zellen (Osteoklasten und Osteoblasten) werden aktiviert und können die zerstörten Bereiche wieder aufbauen. Die HBOT sollte mit Physiotherapie kombiniert werden.
  • Im Stadium 3 ist es bereits zu leichten Knorpel-/Knochenzerstörungen gekommen und zum Teil sind operative Maßnahmen nötig. Die HBOT kann aber als zusätzliche Maßnahme den Therapieerfolg verbessern, indem sie die Gefäßneubildung unterstützt und die Knochenneubildung stimuliert. Als alleinige Therapie bewirkt sie noch bei etwa 60 % der behandelten Patienten eine vollständige Ausheilung. In den restlichen Fällen können die Gelenkflächen durch operative Verfahren erhalten werden. Symptomatisch sollte in allen drei Stadien auch eine Schmerzbehandlung mittels entzündungshemmender Schmerzmedikamente (Antiphlogistika) durchgeführt werden.
  • Im Stadium 4 können nur noch Knochentransplantationen, ein Gelenk- oder Teilgelenksersatz zur Wiederherstellung der Gehfähigkeit führen.